Karriere als vielseitiger Sportler
Fritz Gert Lüdi sel. war ein sportliches Multitalent, er war Ringer, Schwinger, Turner und Nationalturner. Eine erste Erwähnung findet sich in der NZZ vom 22. Juni 1954, als er beim Glatt- und Limmattaler Verbandsturnfest den 2. Rang belegte.
Im Februar 1956 wurde Lüdi in der NZZ als vielversprechender Freistilringer bezeichnet.
Beim Eidg. Ringertag 1956 wurde Lüdi Zweiter, mit etwas Pech gemäss NZZ: «Ein Armzug wies den talentierten Lüdi auf die Verliererstrasse.»
1958 wurde er bei den Nationalturner beim Glatt- und Limmattaler Verbandsturnfest wieder Zweiter.
Lüdi betätigte sich auch als Schwinger, nahm in den 60er-Jahren an verschiedenen Wettkämpfen teil und wurde immer wieder in der Zeitung erwähnt. Einen ersten grossen Erfolg feierte er 1960, als er am Verbandsturnfest im Nationalturnen Erster wurde.
Immer wieder belegte er Spitzenplätze. 1962 war er bei den ETV-Meisterschaften Favorit, schied aber durch Unfall aus.
Karriere als Bobfahrer
1964 erfolgte der Einstieg ins Bobfahren auf internationaler Ebene, wurde er doch für die Olympischen Spiele in Innsbruck gemeldet. Er begann relativ spät mit Bobfahren, setzte aber als Newcomer gleich ein Zeichen und wurde im Vierer Zehnter.
Parallel betrieb er noch immer Ringen und wurde an den Zürcher Ringertagen 1965 Zweiter.
1968 belegte er an den Schweizer Meisterschaften im Zweierbob den dritten Rang.
1971 stürzte er an den Schweizer Meisterschaften in St. Moritz, wie die Schweizer Illustrierte schrieb: «Ihm und seiner Crew wurde die Spurbobfahrt zum Verhängnis. Der Bob leerte wegen eines falschen Manövers der Beifahrer vor dem «Tree» aus, begrub die harten Männer unter sich, um Meter weiter unten gemütlich auf den Kufen wieder weiter zu rasen.»
Bei den Vierer-Schweizermeisterschaften 1972 errang Lüdi den dritten Rang.
Bei den Vierer-Weltmeisterschaften 1973 wurde der Neuling Lüdi Fünfter.
1974 wird er im Zweier an den Weltmeisterschaften Dritter. Im gleichen Jahr wird er Schweizermeister, und dies trotz einer gebrochenen Hand.
1975 gewinnt er die Schweizer Meisterschaften im Zweierbob zusammen mit Kurt Häseli, und ebenfalls die Vierermeisterschaft.
1975 gewinnt Fritz an den Weltmeisterschaften im Zweier die Bronzemedaille. Trotz Erfolgen kam es im Team mit anderen Schweizer Teilnehmern zu Unstimmigkeiten. «Infolge interner Schwierigkeiten zwischen den Mannschaften hat die Delegationsleitung in Cervinia Fritz Lüdi einen Verweis erteilt.»
1975 gewann er die internationalen Zweier-Meisterschaften von Österreich in Igls.
1976 wird er überlegen Schweizer Meister im Viererbob. An der EM 1976 wurde er zusammen mit Häfeli Zweiter im Zweier, es siegte Schärer.
Vor dem Olympischen Spielen in Innsbruck experimentierte Lüdi mit den Kufen, so dass seine Trainingszeiten nicht aufschlussreich waren. Diese Spiele gerieten zu einer Enttäuschung. Im Zweier wurde er Zehnter, im Vierer Neunter.
Diese Wettkämpfe in den 70er-Jahren waren durch die Rivalität mit Erich Schärer gekennzeichnet, so auch die Olympischen Spiele. Manchmal war Fritz nicht in bester gesundheitlicher Verfassung, auch an den Olympischen Spielen: «Mit seiner Standardformation konnte der von Kopfschmerzen (Grippe) befreite Schweizer Viererbobmeister Fritz Lüdi fahren; er klassierte sich an siebenter Stelle und verlor genau eine Sekunde auf Erich Schärer.»
1977 vermeldet die NZZ: «Zum dritten Mal nach 1974 und 1975 haben der bereits 41jährige Fritz Lüdi vom Bobklub Uster und sein Bremser Karl Häseli die Schweizer Boblet-Meisterschaft in St. Moritz bei vorwiegend guten Bedingungen gewonnen.»
Mehr als einmal waren Unstimmigkeiten im Team ein Thema in den Zeitungen so in der NZZ vom 29.1.1977: «Allerdings haben die Schweizer in den letzten Jahren lernen müssen, sich mit einer durch Intrigen und Gehässigkeiten geprägten «Ambiance» abzufinden, und vor allem Fritz Lüdi, Bronzemedaillengewinner in den Jahren 1974 und 1975, sollte ja routiniert genug sein, um sich dennoch sorgfältig auf den Wettkampf vorbereiten zu können. Auf Druck des Verbandes hat Lüdi für die Weltmeisterschaft den Bremserposten umbesetzt. Karl Häseli, mit ihm wurde Lüdi vor zwei Wochen Boblet-Landesmeister, musste, nicht zum erstenmal, kurzfristig seinen Platz räumen und ihn Hansjörg Trachsel überlassen. Solche Umbesetzungen sind in letzter Zeit Mode geworden; dass unter der Devise «Der Zweck (das heisst gute Startzeiten) heiligt die Mittel.»
Häufig musste sich Fritz mit weniger Trainingsfahrten begnügen, wie etwa 1977 an den Schweizer Meisterschaften. Doch diese verliefen enttäuschen. Die NZZ schrieb: «Der 41jährige Bob-Veteran hat zwar bezüglich seines früher oft ungestümen Temperaments an Selbstbeherrschung gewonnen, doch scheint er einiges an Selbstvertrauen verloren zu haben. Im letzten Jahr noch überzeugt, in Innsbruck Olympiasieger zu werden, gab ihm der längst vertraute St. Moritzer Bob-Run jetzt neue Probleme auf, was sich auch in selbst geäusserten Zweifeln ausdrückte und vor allem auch im Umstand, dass er in letzter Minute noch einen angeblich zu wenig starken Hintermann (Schmid) auswechselte, der dann aber gleichsam als Ironie des Schicksals im Schlitten Torrianis eine Goldmedaille gewann.»
Doch kurz darauf waren diese Zweifel verflogen. 1977 wurde Lüdi mit Trachsel Vize-Weltmeister im Zweier hinter Hiltebrand. Die NZZ schrieb: «Dem 41jährigen Schwerzenbacher Fritz Lüdi, der zusammen mit Hiltebrand bereits im Training Bestzeit erzielt hatte, wird der völlig missglückte zweite Lauf (nur zehntbeste Zeit) noch lange zu denken geben; eine solch grosse Chance zum Gewinn des Zweierbob-Weltmeistertitels wird sich ihm kaum mehr bieten, aber Hut ab vor seiner Galavorstellung am zweiten Wettkampftag: zweimal Laufbestzeit.»
1977 musste Fritz aus gesundheitlichen Gründen auf eine EM-Teilnahme verzichten.
Die Konkurrenz unter den Schweizer Teams, die zur Weltspitze gehörten, um einen Startplatz war gross. Die NZZ schrieb am 9.1.1978: «Die Auseinandersetzung zwischen den Steuerleuten Peter Schärer, Fritz Lüdi und Hans Hiltebrand um die beiden übrigen Plätze im WM-Aufgebot hat sich indessen zugespitzt; im Klassement nach Selektionspunkten, das in erster Linie massgebend ist, machte Hiltebrand die Hälfte des Rückstandes gegenüber Lüdi wett, während auf der anderen Seite Peter Schärer mit einem völlig missglückten dritten Lauf seine günstige Position weitgehend preisgeben musste und nun nur noch knapp vor Lüdi auf dem zweiten Platz liegt.»
Die Viererbob-Meisterschaft in St. Moritz vom Januar 1978 waren eine Enttäuschung: «Dem inzwischen 42 Jahre alt gewordenen Fritz Lüdi, an Meisterschaften bisher stets in Form, glückte nach ansprechendem Start keine Fahrt wunschgemäss.»
Eine belastende Situation erlebte Fritz Anfang Februar 1978. Es gab einen Brand in einem Ökonomiegebäude in Volketswil: «Ebenfalls zerstört wurden je zwei in der Tenne eingestellte Vierer- und Zweierbobs des bekannten Bobfahrers. Vizeweltmeisters und Schweizer Meisters 1977 im Zweierbob, Fritz Lüdi aus Schwerzenbach, sowie zwei mit Material und Werkzeugen beladene
Lieferwagen. Ein Personenwagen wurde beschädigt. Die Rennbobs allein stellen nach Angaben Lüdis einen Wert von fast 40 000 Franken dar wären eigentlich nur noch bis zum nächsten Sommer in der Scheune parkiert gewesen. Der Bobfahrer und Geschäftsmann (Konstruktions- und Montageunter- nehmen) hätte am kommenden Wochenende in St. Moritz ein Rennen bestreiten wollen. Nach seinen Angaben ist auch die Versicherungsfrage noch unklar.» Lüdi wurde verdächtigt, den Brand gelegt zu haben, wurde einige Tage in Untersuchungshaft genommen, aber fünf Jahre später rehabilitiert. (TA, 5.3.1983)
Wären Jahren rumorte es immer wieder im Bobverband. 1992 wollte man sich wieder vertragen, wie die NZZ am 25.5.1992 schrieb: «So merkwürdig es klingen mag: Weit grössere Bedeutung als der Jahrestagung des Schweizerischen Bob-, Schlittel- und Skeleton-Sportverbandes vom Sonntag selbst ist der «Bierzeltstimmung» vom Samstagabend zugekommen. Auf Anregung des gastgebenden BC Uster entschlossen sich die Delegierten, einen Schlussstrich unter die jahrelangen Diadochenkämpfe und Querelen zu setzen und der Abgeordnetenversammlung der 33 Mitgliedklubs das Prädikat eines konstruktiven Forums zu verleihen. Das war nicht ohne weiteres selbstverständlich, war doch gerade der langjährige Präsident des BC Uster, Fritz Lüdi sen., Jahr für Jahr als Kritiker aufgetreten. Nach den Gesprächen am Biertisch schien jedoch unvermittelt ein völlig neuer Plafond geschaffen zu sein.»
1993 ist Lüdi zusammen mit Erich Schärer für die Nachwuchsarbeit zuständig. Fritz Gert Lüdi sel. wurde insgesamt fünfmal Schweizermeister im Zweierbob. Er gewann an Weltmeisterschaften zwei Bronze- und eine Silbermedaille.
Fritz ist Ehrenmitglied von Swiss Sliding, wie der Bobverband heute heisst.
Text und Bilder: Fritz Lüdi Junior