Rennbericht FIL Weltcup Umhausen 18./19. Februar 2023

Rennbericht FIL Weltcup Umhausen 18./19. Februar 2023

Wie immer begann das Rennwochenende mit Trainingsläufen, die an zwei Tagen, Donnerstag und Freitag, durchgeführt wurden. Dabei sorgte Stefan Federer vom SRC Grindelwald für eine Schweizer Überraschung. Beim zweiten Training gelang ihm, bedingt durch die hohen Tempe-raturen und die frühe Startnummer, ein Exploit. Er fuhr auf den 2. Platz und musste sich ledig-lich dem Hausherrn der Grantau, Thomas Kammerlander, geschlagen geben.

Wegen ebenjenen hohen Temperaturen wurde das Programm am Samstag gestrafft, da die Strecke mit jedem Fahrer in Mitleidenschaft gezogen wurde. So wurde der Bewerb mit nur einem einzigen Lauf pro Kategorie durchgeführt. Das Abendrennen bei stark aufgeweichter Strecke gewann der Lokalmatador Thomas Kammerlander vor dem Italiener Florian Clara und dessen Landsmann, dem Junior Fabian Brunner. Die beiden Athleten vom SRC Grindelwald, Stefan Federer und Jérôme Almer, belegten die guten Ränge 6 und 11. Federer behauptet von sich, eine Podestchance vergeben zu haben. Bei den Damen gewann die Favoritin, die Italie-nerin Evelin Lanthaler, vor ihrer Landsfrau Greta Pinggera und der Österreicherin Tina Unter-berger.

Am Sonntag wiederum beharrten die Organisatoren darauf, gemäss dem vorgesehenen Pro-gramm zu fahren. Das sonnige Wetter bescherte dem Ötztal Temperaturen von 12 Grad im Schatten. Die Strecke war dementsprechend matschig, wellig und wies mit der Zeit tiefe Fur-chen auf. Dass sie trotzdem befahrbar blieb, hatte man den Helfern zu verdanken.

Stefan Federer hatte schon seit Januar mit Rückenproblemen zu kämpfen und sah sich deswe-gen nicht imstande, am Abschlussrennen teilzunehmen. Jérôme Almer blieb der einzige Teil-nehmer des SRCG und beendete das Rennen auf dem 15. Rang. Bei den Herren war Thomas Kammerlander abermals nicht zu schlagen. Er setzte sich relativ knapp vor den Italiener Patrick Pigneter und wiederum recht deutlich vor dessen Landsmann und amtierenden Weltmeister Alex Gruber. Bei den Damen blieb fast alles wie gehabt, mit dem einzigen Unterschied, dass sich Tina Unterberger dieses Mal vor Greta Pinggera setzen konnte.

Besonders erfreulich aus Schweizer Sicht ist Jérôme Almers 9. Schlussrang nach Punkten in der Gesamtweltcup-Wertung, auch wenn Federer seinen angestrebten Top-Ten-Rang dem Italie-ner Daniel Gruber vermachen musste und auf dem 11. Platz landete. Somit hat das Schweizer Rennrodel-Team ein wichtiges Ziel, das es sich gesteckt hat, erfüllt. Nicht zuletzt belegt Team Schweiz in der Nationenwertung den guten 5. Rang hinter den Deutschen, den Slowenen, den Österreichern und den Italienern. Dies ist ein Meilenstein für Swiss Sliding: Die Saison 2022/2023 war die bisher erfolgreichste der Sparte Rodeln auf Natureisbahn.

Den Gesamtweltcup bei den Herren holte sich Thomas Kammerlander vor dem Italiener Alex Gruber und dem Österreicher Michael Scheikl. Bei den Damen ergatterte Evelin Lanthaler vor Tina Unterberger und Greta Pinggera den grossen Pokal, wenn die Punktedifferenz zwischen Pinggera und Unterberger auch sehr gering war. Lanthaler hat von sechs Rennen alle gewon-nen.

Das Schweizer Team aus Grindelwald kann mit der Saison zufrieden sein. Angesichts der Um-stände (Federers Rückenbeschwerden) wurden gute Ergebnisse erzielt. Die Zusammenarbeit zwischen Federer und Almer war äusserst fruchtbar. Federer, der auf eine lange Karriere zu-rückblicken kann, fungierte als eine Art Mentor für Almer. Die beiden verbrachten etliche Stunden damit, die Schienen zu präparieren und dabei auch zu experimentieren. Das Material war denn auch in den meisten Fällen gut abgestimmt. Federer ist auch in Zukunft gewillt, sein Wissen weiterzugeben und selber aus Erfahrungen zu lernen. Für die nächste Saison wird man eine noch feinere Materialabstimmungen und weitere Top-Ten-Ergebnisse ins Auge zu fassen.

Drei ganz Grosse des Rodelrennsports haben an diesem Wochenende ihre Karriere beendet, namentlich Greta Pinggera und Alex Gruber aus dem Südtirol sowie der Dominator der Gran-tau, Thomas Kammerlander. Sie wurden unter tosendem Applaus und mit vielen Geschenken

verabschiedet. Die internationale Rodelfamilie wird sich noch lange an diese Ausnahmeathle-ten erinnern und sie sich zum Vorbild nehmen.

Text: Dr. phil. Michael Ammann, SRC Grindelwald
Fotos: © Miriam Jennewein, Instagram: photolove_official_wedding, photolove-official.at