Die Schweiz brauche Visionen, betonte Alain Berset kürzlich, anlässlich des Nationalfeiertags. «Was ist die Schweiz? Was kann sie sein? Was soll sie sein?», fragte der Bundespräsident in seiner 1.-August-Ansprache.
Nicht erst seit dem 1. August steht aus Sicht des Schweizer Sports fest, dass die nachhaltige, kosteneffiziente Durchführung Olympischer und Paralympischer Winterspiele in der Schweiz eine Vision für das Land sein kann: «Die Schweiz wird zum ersten (para-)olympischen Austragungsland der Welt und organisiert Olympische und Paralympische Spiele, die zum Ausdruck der Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft werden.» Eine Vision für die Schweizer Athletinnen und Athleten sowie für alle Sportfans ein einmaliges Erlebnis: Ein gesellschaftsübergreifendes Fest, das landesweit Impulse setzt und die Schweiz glänzen lässt.
Swiss Olympic und die Schweizer Wintersportverbände haben deshalb Ende April dieses Jahres mit einer Machbarkeitsstudie begonnen. Diese soll bis im Herbst aufzeigen, ob die Vision eines (para-)olympischen Gastgeberlands Schweiz 2030, 2034 oder 2038 Wirklichkeit werden kann. «Dass es sich um eine Machbarkeitsstudie handelt und nicht um eine Kandidatur, ist wichtig zu betonen. Und wir beschränken uns auch nicht auf eine Jahreszahl», sagt Ruth Wipfli Steinegger.
Die Vizepräsidentin von Swiss Olympic leitet den Lenkungsausschuss, der die Arbeit eines Kernteams, bestehend aus Mitarbeitenden von Swiss Olympic, koordiniert. Dem Lenkungsausschuss gehören neben Wipfli Steinegger auch Sergei Aschwanden (Exekutivrat Swiss Olympic), Urs Lehmann (Präsident Swiss-Ski), Michael Rindlisbacher (Präsident Swiss Ice Hockey Federation) und Daniel Mägerle (Vizepräsident Swiss Sliding) an.
Weltmeisterschaften sorgen für die moderne Infrastruktur und organisatorisches Knowhow
Bereits jetzt zeichnen sich für Swiss Olympic und die Wintersportverbände einige wichtige Voraussetzungen ab, um die Vision Olympische und Paralympische Spiele Wirklichkeit werden zu lassen: So kommt in der Schweiz keine Austragungsstadt («Host City») oder -region allein in Frage. Stattdessen würde die Schweiz als Austragungsland Namensgeberin der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 203x, und die Wettkampfstätten wären auf das Land verteilt. Damit wäre die Schweiz das erste «Host Country» der olympischen Geschichte. Mit Blick auf die in diesem Jahrzehnt stattfindenden Wintersport-Weltmeisterschaften (u.a. Bob und Skeleton 2023, Biathlon 2025, Snowboard und Ski Freestyle 2025, Eishockey Männer 2026, Ski alpin 2027) profiliert sich die Schweiz zudem ganz natürlich als «World Winter Sports Hub». Als Drehscheibe des Wintersports, wo sowohl die moderne Sportinfrastruktur als auch das organisatorische Knowhow bestehen und wo ohne viel Aufwand die notwendigen Standards erreicht werden können. Für 13 von 14 olympischen Wintersportarten verfügt die Schweiz zum Ende des Jahrzehnts über eine zeitgemässe, moderne Infrastruktur. Einzig für den Eisschnelllauf fehlt eine mögliche Wettkampfstätte. Hier werden Gespräche mit anderen Nationen geführt, die als Partnerinnen involviert werden könnten. Das Konzept sieht auch keinen Bau eines grossen olympischen Dorfes vor, sondern olympische Hubs unter Verwendung der bestehenden Beherbergungsmöglichkeiten. «Unter diesen Voraussetzungen ist Gigantismus ausgeschlossen», sagt Ruth Wipfli Steinegger.
Die Spiele passen sich dem Austragungsland an, nicht umgekehrt
Swiss Olympic und die Wintersportverbände haben die Machbarkeitsstudie aufgrund der veränderten Ausgangslage im Vergleich zu vergangenen Olympia-Überlegungen lanciert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat in den letzten Jahren zahlreiche Veränderungen angestossen und viele davon auch bereits umgesetzt. So entwickelt das IOC die Projekte für Olympische und Paralympische Spiele neu im Dialog mit interessierten Austragungsorten und Ländern. Ganz nach der Devise, dass sich die Spiele dem Austragungsland anpassen und nicht umgekehrt. Diese und weitere kostensenkende Massnahmen tragen zu ökologisch, wirtschaftlich und auch sozial möglichst nachhaltig durchgeführten Winterspielen bei. «Unter diesen neuen Voraussetzungen prüfen wir, ob wir in der Schweiz einen konkreten Beitrag an die verbindende Kraft der Olympischen Bewegung leisten können, statt uns auf die Kritik an den Gastgeberländern zu beschränken», sagt Ruth Wipfli Steinegger. Ziel der Abklärungen mit verschiedenen Organisationen und Interessensgruppen, wie etwa dem Bundesamt für Sport BASPO, Kantons- und Gemeindebehörden sowie Expertinnen und Experten aus verschiedensten Bereichen ist es, herauszufinden, ob Olympische und Paralympische Spiele in der Schweiz nachhaltig, kosteneffizient und weitgehend ohne Gelder der öffentlichen Hand durchgeführt werden können. Andererseits soll die Studie auch aufzeigen, ob die Vision die Unterstützung aus den Kantonen, Gemeinden und der Bevölkerung erfährt. Über die laufenden Arbeiten informiert ist auch die Sportministerin, Bundesrätin Viola Amherd. Informationen zur Machbarkeitsstudie, insbesondere das Narrativ, das die Idee und Herangehensweise erklärt, und einen Fragen- und Antwortenkatalog finden sich auf der Website von Swiss Olympic. Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie und des entsprechenden Berichts entscheidet im Oktober 2023 zunächst der Exekutivrat von Swiss Olympic und Mitte November das Sportparlament, ob die Vision von Olympischen und Paralympischen Winterspielen in der Schweiz weiterverfolgt werden soll. Erfolgt die Zustimmung, kann das IOC die Schweiz in den sogenannt «gezielten Dialog» einladen. In diesem würden dann die weiteren Voraussetzungen und Details für eine allfällige Umsetzung der Vision ausgearbeitet.
Weitere Informationen zur Vision Switzerland 203X erhalten Sie auf der Webseite von Swiss Olympic.
Text: Swiss Olympic (Medienmitteilung vom 13. August 2023)
Foto: Symbolbild; IBSF / Viesturs Lacis